MOTOR MEDIZINTECHNIK

1.6  Gesundheitswesen - Trends und Zukunft

Dieses Kapitel wirft einen Blick in die Zukunft des Gesundheitswesens. Die Gesundheitswirtschaft gilt als eine der zukunftsträchtigsten Branchen Deutschlands. Dabei zeichnet sich der Gesundheitsmarkt neben seiner charakteristischen Krisenfestigkeit und der ständig wachsenden Nachfrage auch dadurch aus, dass er einen besonderen Beitrag zur Stärkung der Binnenwirtschaft in der traditionell auf den Export ausgerichteten deutschen Wirtschaft leistet. Neben dem kontinuierlich steigenden Anteil am Bruttoinlandsprodukt (vgl. Abbildung ”Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP und Gesundheitspersonal in Deutschland im Zeitverlauf”) nimmt auch die Bedeutung für die Beschäftigung zu. Im Jahr 2019 verzeichnete die Branche gegenüber dem Vorjahr laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen erneuten Beschäftigungsanstieg von 1,35 %. Mit einem Gesamtausgabenvolumen von knapp 411 Mrd. € und rund 7,5 Mio. Beschäftigen (inkl. zweiter Gesundheitsmarkt) ist das Gesundheitswesen inzwischen der bedeutendste Arbeitgeber Deutschlands und eine tragende Säule der Volkswirtschaft.

Auch der ambulante Sektor leistet als fester Bestandteil des ersten Gesundheitsmarktes hierzu seinen Beitrag. Im Jahr 2019 zeichneten Arzt- und Zahnarztpraxen mit insgesamt rund 85,4 Mio. € für rund ein Fünftel aller Gesundheitsausgaben verantwortlich (vgl. GBE-Bund 2021) und beschäftigten 18,8 % des Gesundheitspersonals. Die im Zeitverlauf steigenden Beschäftigtenzahlen belegen, dass die Praxen und Medizinischen Versorgungszentren im ambulanten Bereich eine immer wichtigere Arbeitgeberfunktion erfüllen (vgl. Abbildung ”Beschäftigte in Arzt- und Zahnarztpraxen 2010 - 2020”). Traditionell liegt der Frauenanteil in den Gesundheitsberufen - und damit auch in den Arztpraxen (82 %) und Zahnarztpraxen (83 %) - sehr hoch.

Das Wachstumspotenzial der Gesundheitsbranche gilt dank der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen als gesichert. Als Wachstumstreiber des deutschen Gesundheitswesens lassen sich insbesondere der medizinisch-technische Fortschritt, die demografische Entwicklung und die steigenden Gesundheitsansprüche der Bevölkerung identifizieren. Auch die zunehmende Digitalisierung der Branche trägt zum Nachfragewachstum bei. In Kombination mit dem deutschen Sozialversicherungssystem, das sich durch einen niedrigschwelligen Zugang der Versicherten zu umfangreichen Krankenversorgungsleistungen auszeichnet, und der steigenden Zahlungsbereitschaft der Bürger für Leistungen rund um die Gesundheit entsteht eine Nachfrage- und Ausgabendynamik, die sich auch durch gezielte gesundheitspolitische Interventionen kaum bremsen lässt.

Besonders interessant sind dabei auch neue Versorgungstrends. Bereits seit einigen Jahren zeichnen sich in der ambulanten ärztlichen Versorgung auffällige strukturelle Veränderungen ab. Diese Trends lassen sich anhand der aktuellen Daten des Bundesarztregisters der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sowie der Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) erneut bestätigen:

Sinkende Vertragsarztzahlen: Zwischen 2019 und 2020 sank die Gesamtzahl der Vertragsärzte und -psychotherapeuten weiter um 1.656 (1,6 %) auf 100.933 (vgl. Abbildung ”Entwicklung der Anzahl der Vertragsärzte 2016-2020”). Auch die Zahl der niedergelassenen Ärzte nahm laut BÄK im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich um 1,2 % auf 114.857 ab.

 Zum Kapitel 6.2.1 Strukturwandel in der ambulanten Versorgung