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Der Dritte Gesundheitsmarkt

Empirische Studie zur Anwendbarkeit der Share Economy im deutschen Gesundheitswesen

M 26 Kapitel
Der Dritte Gesundheitsmarkt

Die Vernetzung und das Aufkommen neuer Akteure aus der FAANG-Gruppe führen zu einer neuen Kooperationsform zwischen dem staatlich finanzierten ersten Gesundheitsmarkt und dem privat finanzierten zweiten Gesundheitsmarkt. Der dritte Gesundheitsmarkt, geprägt von der Share-Economy, verwischt die Grenzen zwischen privatwirtschaftlichen und gemeinnützigen Initiativen.

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Der Dritte Gesundheitsmarkt

Die Vernetzung und das Aufkommen neuer Akteure aus der FAANG-Gruppe führen zu einer neuen Kooperationsform zwischen dem staatlich finanzierten ersten Gesundheitsmarkt und dem privat finanzierten zweiten Gesundheitsmarkt. Der dritte Gesundheitsmarkt, geprägt von der Share-Economy, verwischt die Grenzen zwischen privatwirtschaftlichen und gemeinnützigen Initiativen.

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1  Einleitung

Studienleitung und Autor

Prof. Dr. David Matusiewicz

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule - der größten Privathochschule in Deutschland. Seit 2015 verantwortet er als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und leitet als Direktor das Forschungsinstitut für Gesundheit & Soziales (ifgs). Darüber hinaus ist er Gründungsgesellschafter des Essener Forschungsinstituts für Medizinmanagement (EsFoMed GmbH) und unterstützt als Gründer bzw. Business Angel technologie-getriebene Start-ups im Gesundheitswesen. Matusiewicz ist zudem in verschiedenen Aufsichtsräten (Advisory Boards) sowie Investor von Unternehmen, die sich mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens beschäftigen. Vor seiner Professur arbeitete er mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Jürgen Wasem am Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen in den Arbeitsgruppen “Gesundheitsökonomische Evaluation und Versorgungsforschung” sowie “Gesundheitssystem, Gesundheitspolitik und Arzneimittelsteuerung”. Berufserfahrung sammelte Matusiewicz bis 2017 zudem in der Stabsstelle Leistungscontrolling in der Gesetzlichen Krankenversicherung (Betriebskrankenkasse u.a. von Thyssen Krupp). Er ist zudem Gründer der Digital Health Academy mit Sitz in Berlin und des Medienformats Digi Health Talk.

 

Unrestricted grant

Die Studie wird durch einen unrestricted grant durch das gemeinwohlorientierte Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft gefördert. Der Auftraggeber hatte keinen Einfluss auf die Methodik und Ergebnisse bei der Erstellung der Studie.

Sperrvermerk: Das Veröffentlichungsrecht liegt insgesamt bei dem gemeinwohlorientierten Zukunftsinstitut Gesundheitswirtschaft insbesondere das Recht der Gesamtveröffentlichung, Textauszüge zu veröffentlichen und den Bericht bei Beratungstätigkeiten und Präsentationen speziell auch gegenüber Presse, Politik und Verbänden zu verwenden.

 

Titel, Autoren, Managementsummary

 


 

Management Summary

 

Hintergrund1

Durch die zunehmende Vernetzung und den Einzug neuer Player in der FAANG-Ära (Akronym für Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) in den Gesundheitsmarkt werden Gesetzliche Krankenversicherung und staatliche Administration (erster Gesundheitsmarkt) auf der einen Seite sowie privat finanzierte Gesundheitsleistungen (zweiter Gesundheitsmarkt) auf der anderen um eine Form der Zusammenarbeit erweitert. Der erste Gesundheitsmarkt wird primär von Seiten des Staates finanziert und umfasst gesetzliche und private Versicherungsleistungen. Privat finanzierte Gesundheitsleistungen (out-of-pocket payments) prägen den zweiten Gesundheitsmarkt, wohingegen sich der dritte Gesundheitsmarkt aus dem Gedanken der Share-Economy formt. Hierbei ist nicht mehr eindeutig nachvollziehbar, was privatwirtschaftlich oder gemeinnützig ist, ob es sich um Verbraucherinitiativen oder auch um Businessmodelle handelt. Gesundheit wird in der Share Economy zunehmend zwischen Gleichgesinnten nach dem Peer-to-Peer-Prinzip gemanagt und von den Konsumenten selbst in die Hand genommen. Diese Entwicklung hat wiederum in vielen Branchen eine Veränderung des Verständnisses von Wirtschaften, Wertmaßstäben und Wertschöpfung zur Folge und wird künftig auch für einen Wandel im Gesundheitssystem sorgen. Es gibt zunehmend sog. open-source Lösungen, die aus einer privaten Initiative zu einer größeren Lösung führen und auch teilweise vom dritten zum ersten Gesundheitsmarkt wandern. Einige Beispiele – darunter auch in Deutschland – zeigen, wie das Individuum und über die Nutzung der Gesundheitsdaten einbezogen und zum Souverän im Gesundheitswesen werden kann. Ziel der vorliegenden empirischen Studie ist, den aktuellen Stand zum Dritten Gesundheitsmarkt zu beschreiben und Implikationen für das Gesundheitswesen in Deutschland abzuleiten.

 

Methodik

Die Methodik der vorliegenden Studienberuht auf einem Mixed-Methods Ansatz in Form einer Literaturrecherche, qualitativen Experteninterviews unterschiedlicher Akteure sowie einer Primärdatenerhebung mittels einer Online-Fragebogens.

 

Ergebnisse

Die Ergebnisse der halb-systematischen Literaturrecherche (Jahre 2010-2019) zeigen, dass es kaum Literatur zum Dritten Gesundheitsmarkt gibt und noch keine abschließende Definition des Begriffes. Auch scheint derzeit unklar, ob Share-EconomyAnsätze einen Nutzen für das deutsche Gesundheitssystem bringen. Nichtsdestotrotz wurden in der Praxis einige Anwendungen identifiziert und vorgestellt, die sich dem Dritten Gesundheitsmarkt zuschreiben lassen. Hier ist ein weiterer Forschungsbedarf nötig.

Die Ergebnisse der Expertenbefragung (n = 19) veranschaulichen, dass es sowohl Chancen als auch Herausforderungen gibt. Als Chancen des Dritten

Gesundheitsmarktes wurden identifiziert: Zugang zu innovativen Gesundheitsservices und Leistungen, Steigerung der Souveränität des Individuums, Erhöhung der Gesundheits- und Datenkompetenz, Erhöhung des Wettbewerbs und Handlungsdrucks im ersten und zweiten Gesundheitsmarkt, partielle Unabhängigkeit von der Infrastruktur des jeweiligen Gesundheitssystems. Als Herausforderungen wurden identifiziert: Unbekanntheit und Desinteresse hinsichtlich der Share Economy im Gesundheitswesen (hohes Abstraktionslevel), Datenschutz, Datensicherheit (Hackerangriffe und Datenmissbrauch), fehlende Bereitschaft der Kooperation der bisherigen Akteure (insbesondere Selbstverwaltung) sowie Überlastung der Menschen im Sinne einer Konfrontation mit zu vielen Informationen sowie Datensilos und Privateigentum der Daten für eigene Geschäftsmodelle. Der Dritte Gesundheitsmarkt weist ein hohes Potential auf, indem Technologien - analog zum zweiten Gesundheitsmarkt – über diesen Markt sukzessive in den ersten Gesundheitsmarkt integrieren könnten, so wie es in Deutschland beispielsweise in Form von Selbstzahlerleistungen geschehen ist, die zunächst out-of-pocket und schließlich in den Katalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen wurden.

Die Ergebnisse der Primärdatenerhebung (n = 202) zeigen eine insgesamt positive Einschätzung der Teilnehmer hinsichtlich des Nutzens der Share Economy im Gesundheitswesen. Die Befragten waren zu 59,9% männlich und im Durchschnitt 39,9 Jahre alt und überwiegend aus der Gesundheitsbranche. Die wesentlichen Chancen der Share Economy im Gesundheitswesen waren die Förderung der Forschung, der Zugang zu kostenfreien Medizinanwendungen und die Förderung anderer Patientengruppen bspw. durch Selbsthilfegruppen. Der Aspekt des Geldverdienens mit den eigenen Daten wurde von 38% der Befragten als interessant angegeben. Die am häufigsten genannten

Herausforderungen der Share Economy im Gesundheitswesen bezogen sich auf Datenmissbrauch bzw. Hackerangriffe, die Echtheit bzw. Qualität der bereitgestellten Informationen und die Kooperationsbereitschaft der verschiedenen Akteure gleichauf mit der Überforderung der Akteure aufgrund der Informationsflut gepaart mit dem fehlenden Wissen. Rund 54,5% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Gesundheitsdaten in Zukunft eine neue Währung sein könnten. Insgesamt 69,8% sahen ein sehr hohes bzw. hohes Potenzial des Teilens von Gesundheitsdaten und fast Dreiviertel der Befragten teilen bzw. würden ihre Gesundheitsdaten teilen, wenn es sich um einen vertrauenswürdigen Anbieter handelt.

 

Diskussion

Die derzeitigen Entwicklungen führen dazu, dass Patienten die Rolle des gesundheitsorientierten Konsumenten einnehmen und ebenso dazu befähigt werden können, Gesundheit und Krankheit zunehmend punktuell selbständig stärker zu managen. Der dritte Gesundheitsmarkt kann die Autonomie der Patienten unterstützen und zudem für eine verbesserte und bedarfsgerechte Versorgung stehen. Vernetzung ist in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens integriert worden, sodass auch in der Gesundheitsbranche eine zunehmende Datenaggregation und -nutzung seitens der Menschen zu erwarten ist. Die Studie hat gezeigt, dass es bezüglich des Themas noch einige Herausforderungen gibt, wie z.B. genauere Datenschutzthemen (allen voran die Frage: wem gehören die Gesundheitsdaten?) oder die Notwendigkeit einer Befähigung der Menschen zur Gesundheits- und -datenkompetenz (Health bzw. Data Literacy). Hierzu bedarf es einer gesellschaftlichen Aufklärung durch die Gesundheitspolitik, den Leistungserbringern und den Kostenträgern im Gesundheitswesen. Zusammenfassend steigt die Studie, dass die Chancen in Relation zu den Herausforderungen als stärker gewichtet werden. Gerade aus der Public-Health-Perspektive können hier teilweise enorme Chancen zum Zugang zur Gesundheitsversorgung und zum Heben von Effizienzreserven genutzt werden. Auch könnten gerade in ressourcenarmen Ländern Technologiesprünge (engl. Leapfrogging) bei heute fehlender Infrastruktur realisiert werden, indem die Menschen eine Leistung/Services, die sie mit ihren Gesundheitsdaten bezahlen. Ein mit dem Internet verbundenes Smartphone, könnte gerade in Bezug auf den Dritten Gesundheitsmarkt zu einem sog. Gamechanger werden.

Der Wunsch nach Autonomie in Bezug auf die eigene Gesundheit hat bereits jetzt schon zu einem kulturellen Umbruch geführt. In dem Diskussionsteil der vorliegenden Arbeit wurden die Grenzen und Risiken klar definiert, aber auch die dadurch entstehenden Chancen für die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems. Somit lässt sich abschließend sagen, dass sowohl weitere Aufklärung, als auch nächste politische Schritte unbedingt erforderlich sind. Eine Anpassung der Rahmenbedingungen sollte ebenso erfolgen. Resümierend lässt sich festhalten, dass ein Wandel der gesundheitlichen Versorgung nicht zu vermeiden ist und der Dritte Gesundheitsmarkt die bisherigen klassischen Gesundheitsmärkte in Zukunft ergänzen könnte. Bei der Interpretation der Daten sind die Limitationen und Restriktionen der Erhebung zu beachten.

 

Fazit

Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass der Dritte Gesundheitsmarkt interessante Implikationen für das Gesundheitswesen in Deutschland mit sich bringt. Hier ist das Abwägen von Chancen und Grenzen auch vor dem Hintergrund einer ethischen Debatte wichtig, da hier das technisch mögliche noch lange nicht gesellschaftlich erwünschte Bild darstellt. Die Ergebnisse der Literaturrecherche, der Experten- als auch der Primärdatenerhebung zeigen allerdings, dass die Share Economy im Allgemeinen und der Dritte Gesundheitsmarkt im Besonderen unter Beachtung der Restriktionen und Limitationen einen positiven Effekt auf die zukünftige Ausgestaltung des deutschen Gesundheitswesens haben könnte und damit berücksichtigt werden sollte. Weitere Forschung ist notwendig, um die Ergebnisse der vorliegenden Studie auf eine breitere empirische Grundlage zu stellen.

 

Fußnoten
1)
Zusammenfassende Teile wurden wie im Wissenschaftsbetrieb üblich zur Anregung des Diskurses punktuell bereits in Arbeitspapieren und bei wissenschaftlichen Diskussionen auszugsweise vorgestellt.
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