Apotheken können auf ein wirtschaftlich sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurückblicken. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn gibt es ein kräftiges Plus zu verzeichnen. Weiterhin trägt der Trend zu hochpreisigen, patentgeschützten Arzneimitteln zwar maßgeblich zum Umsatzwachstum bei, aufgrund des gesetzlich geregelten Apothekenhonorars bei gleichzeitig stagnierendem Absatz jedoch weniger zur verbesserten Gewinnmarge. Ursächlich dafür sind insbesondere die von den Apotheken in 2021 übernommenen Sonderaufgaben zur Pandemiebekämpfung wie Masken- und Impfstoffverteilung, Durchführung von Bürgerschnelltests, Ausstellung von Impfzertifikaten etc. Dabei ist die Streuung groß, denn nicht alle Apotheken profitierten gleichermaßen.
Seit über zehn Jahren gibt es im Bundesgebiet immer weniger Apotheken, allerdings gibt es keine Apothekenketten hierzulande, denn es dürfen nicht mehr als drei Filialapotheken betrieben werden. Die einzelne Apotheke wird immer größer, erzielt höhere Umsätze, beschäftigt mehr Mitarbeitende und der Filialisierungsgrad steigt. Es wird zusehends schwieriger, Fachpersonal und Nachfolger zu finden, gute Apothekenstandorte sind rar und Vor-Ort-Apotheken können sich der Digitalisierung nicht entziehen (eRezept, Services, um gegenüber dem Versandhandel zu bestehen, Teilnahme an Plattformen). Die Digitalisierung (Plattformökonomie) wird zu weiteren Konsolidierungen in der Wertschöpfungskette der Branche führen – z.B. bei Großhandel, Apothekenkooperationen, im Versandhandel etc. – und neue Player werden den Markteintritt versuchen.
Apotheken dürfen neuerdings gegen Corona und Grippe impfen. Sie bekommen Kassenzuschüsse für Botendienste und im Sommer starteten neue pharmazeutische Dienstleistungen von Apotheken, die von den GKVen vergütet werden. Das sind positive Impulse, jedoch will der Gesetzgeber aktuell die Margen im Kerngeschäft, bei der Ausgabe der Rx-Arzneien, kürzen. Umso mehr ist das unternehmerische Geschick der Apothekeninhaber gefragt, selbst wenn auf das Verordnungsverhalten der Ärzte und die Bepreisung von Arzneien keinen Einfluss genommen werden kann. Die Ausfallwahrscheinlichkeit hinsichtlich Bankkrediten ist sehr gering.
Nach drei erfolgreichen Jahren – auch im Vergleich zu anderen (Einzelhandels-)Branchen – sind die mittelfristigen Aussichten für Apotheken getrübt. Denn auch ohne die Eingriffe des Gesetzgebers sind sie mit massiv steigenden Kosten für Fachpersonal (Tariferhöhungen), Energie, Inflation etc. konfrontiert, ihre Einkaufskonditionen beim Großhandel verschlechtern sich und gleichzeitig fallen viele der oben genannten Sondereffekte weg. Bereits jetzt stehen die Margen insbesondere der kleinen Apotheken unter Druck.
Die Branche weist insgesamt geringe Nachhaltigkeitsrisiken auf (S-ESG-Score Note B).